SEEKRANKHEIT |
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WANN WERDE ICH SEEKRANK ? Seekrankheit mathematisch berechnet. Von D.I. Harald Melwisch. In seinem Buch "Seetüchtigkeit der vergessene Faktor" (1) beschreibt C.A. Marchaj wie ein seetüchtiges Schiff beschaffen sein muss. Dabei stellt er fest, dass Seetüchtigkeit
nicht nur die mechanische Stabilität und Kentersicherheit betrifft,
sondern auch die Bewegungen die das Schiff in rauer See macht. Wo bleibt die Crew länger seetüchtig, in Küstennähe oder weit draussen auf See ? Auf welchem Schiffstyp bleibt die Crew länger seetüchtig,
auf einem Motorschiff oder Segelschiff ? Was macht uns seekrank ? Mediziner erklären uns, dass das Gleichgewichtsorgan der Auslöser des unsicheren Gefühles ist. Allerdings reagiert dieses nicht auf konstante Geschwindigkeit, auch noch nicht auf konstante Beschleunigung, sondern kann offensichtlich Veränderungen der Beschleunigung nicht verkraften. Die Arbeit des Gleichgewichtsorganes ist dem
Menschen kaum bewusst, dadurch ist es auch schwierig sich vorzustellen
was es stört. Bewegungen unter 3 Sekunden Periode stören es
weniger, vielleicht weil diese für den Körper natürlich
sind weil sie auch bei natürlichen Bewegungen an Land , beispielsweise
beim Laufen, vorkommen. Der Seegang zwingt einem Schiff eine Bewegung auf welche abhängt von seiner Form, Grösse und Gewicht. Das Schiff überlagert dieser Bewegung seine Eigenschwingungen nach verschiedenen Richtungen als Reaktion auf die Anregung von aussen. Das Ergebnis ist eine komplexe Bewegung von Stampfen, Rollen, Gieren und auf und ab mit einer Vielzahl von Perioden. Aus einer Grafik in dem Buch Buch "Seetüchtigkeit der vergessene Faktor"(1) kann man die untenstehende Grafik ableiten: GRAFIK 1: REAKTION DES MENSCHLICHEN KÖRPERS IN
ABHÄNGIGKEIT VON VERÄNDERUNG DER Die Grafik zeigt, dass der menschliche Körper
auf die Periode der Bewegung reagiert, welcher er ausgesetzt ist, und
auf die Veränderung der Beschleunigung. Auf der Abszisse der Grafik
befindet sich die Periode, auf der Ordinate die Veränderung der Beschleunigung. Die Veränderung der Beschleunigung ist in dieser Grafik der entscheidende Faktor. Wie gross ist die Veränderung der Beschleunigung ? Um die Veränderung der Beschleunigung zu
berechnen, ist es einfacher sich eine einzige sinusförmige Bewegung
in einer Richtung vorzustellen. Ro = So . 25,3 / T 3 Dies ist also der Wert welcher auf der Ordinate
der Grafik bei der jeweils richtigen Periode "T" aufzutragen
ist "Ro" wird nur linear mit der Amplitude
der Bewegung "So" grösser, sinkt aber mit der dritten Potenz
der Periode "T". 1. EIN BEISPIEL : Ein Schiff fährt in bewegter See langsam gegen Wellen von ca. 3,5 Meter Gesamthöhe und einer Periode von 6 Sekunden. Da die Wellenlänge mit 57 Meter wesentlich grösser ist als die Schiffslänge, macht das Schiff und seine Besatzung die volle Höhenbewegung mit. Die Amplitude der Bewegung ist die Hälfte
der Gesamtbewegung (welche bei Wellen üblicherweise angegeben wird). Trägt man 0,2 auf der Ordinate bei T=6 auf, kommt man Mitten ins Gebiet der Unpässlichkeit zu liegen. Seekrankheit ist die Folge. Die Bewegungen eines Schiffes setzen sich, wie schon weiter oben gesagt, zusammen aus den Bewegungen welche der Seegang dem Schiff aufzwingt, plus den Schwingungen der Eigenfrequenzen des Schiffes für Stampfen und Rollen, welche das Schiff addiert.
2. EIN SCHIFF IN KÜSTENNÄHE UND WEITER DRAUSSEN : |
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Ro = 0,146 In der Grafik (siehe unten) kommt dieser Punkt schon im Bereich der Unpässlichkeit zu liegen. |
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Für geringe Wellenhöhen gilt noch folgende Überlegung : Im offenen Seegebiet haben Wellen von 0,3 - 0,5
Meter Höhe Perioden von 2 - 3 Sekunden. Die Länge dieser
Wellen ist Ab 1 Meter Wellenhöhe und 4 Sekunden Periode wird die Länge allerdings doppelt so lang, das Schiff macht die Bewegung wieder mit. Ab hier beginnt eine kritische Periodengrösse für Sportboote. Für grosse Wellenhöhen muss noch bedacht werden : Grosse Wellen in der Windsee sind weit weg von
sinusförmig. Sie bilden spitze Wellenkämme durch die Orbitalbewegung
der Wasserteilchen. Bei weiterer Erhöhung brechen sie und bilden
zusätzliche Wellenbewegungen innerhalb der Wellenperioden. 3. EIN SCHIFF DESSEN EIGENFREQUENZEN ANGEREGT WERDEN : Ein Schiff hat, wie jeder mechanische Körper, in verschiedene Bewegungsrichtungen verschiedene Trägheitsmomente und damit Eigenfrequenzen. Am ausgeprägtesten sind bei Schiffen Rollen und Stampfen. Beide können, wenn sie durch einen Seegang ähnlicher Periode angeregt werden, recht unangenehm werden. Wir wollen als Beispiel hier Stampfen betrachten. Wellen sind an ihrer Oberfläche nicht sinusförmig. Die rotierende Bewegung der Teilchen unter Wasser sorgt zusammen mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit dafür dass spitze Wellenkämme entstehen. Der Wind fördert das zusätzlich, weil er am aufsteigenden Wellenkamm Widerstand findet . Wenn ein Schiff über diese Wellenkämme
fährt, dann fällt es beim passieren jedes Wellenkammes nach
vorne und macht eine Wir wollen ein Segelboot und ein Motorboot betrachten beim stampfen gegen die Wellen: Ein Segelboot muss dabei sowohl sein hohes Rigg, als auch den manchmal beschwerten Kiel mitdrehen. Dadurch wird die Periode des Ausschwinges (1): T = K . Wurzel (Länge) K = 1,3 ... 1,6 ( Beispiel: 1,45 ) Ein 13 Meter langes Segelschiff erzeugt dabei eine Periode des Stampfens von: |
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Dieser Wert eingetragen in die Grafik gibt
Entwarnung: Der Punkt liegt im unteren Bereich des Erträglichkeitsbereiches
und |
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Ist das einer der Gründe warum ein Segelboot im Seegang als seetüchtiger angesehen wird als ein gleichgrosses Motorboot ? D.I. Harald Melwisch
Lit (1): C.A. Marchaj "Seetüchtigkeit der vergessene Faktor"
, Delius Klasing Verlag ANHANG : Die Berechnung der Veränderung der Beschleunigung : Um die Veränderung der Beschleunigung zu
berechnen, ist es einfacher sich eine einzige sinusförmige Bewegung
in einer Richtung vorzustellen: S........ momentaner Weg des Körpers (Meter) So...... Amplitude des Weges der Bewegung. Hier gilt der Spitzenwert,
also vom Mittelpunkt in eine Richtung. t...........Zeit (Sekunden) T..........Periode der Bewegung, also die Zeitdauer einer Auf- und Abbewegung (Sekunden). Die Geschwindigkeit des Körpers ergibt sich durch einfaches differenzieren von "S" nach der Zeit: V = So . ( 2.pi / T ) . cos ( 2.pi .t / T ) V..........momentane Geschwindigkeit (Meter pro Sekunde) Die Beschleunigung und letztlich die Veränderung der Beschleunigung des Körpers ergibt sich durch jeweils nochmaliges differenzieren nach der Zeit. Jedesmal entsteht ein Faktor "2.pi / T" vor der Winkelfunktion: R = - So . ( 2.pi / T )3 . cos ( 2.pi.t / T ) = - Ro . cos ( 2.pi.t / T ) R...........momentane Veränderung der Beschleunigung (Meter pro Sekunde2 pro Sekunde) Ro.........Amplitude der Veränderung der Beschleunigung (Meter pro Sekunde2 pro Sekunde). Von diesem Wert interessiert uns nur die Amplitude "Ro", also der Wert vor der Winkelfunktion. Ro = So . ( 2.pi / T )3 "Ro" ist die Veränderung der Beschleunigung
in der Einheit "Meter pro Sekunde2 pro Sekunde". Dividiert man also "Ro" durch 9,81 um vielfache der Erdbeschleunigung zu bekommen und setzt gleichzeitig für ( 2.pi ) 3 den Zahlenwert 248 ein,dann bekommt man für "Ro" : Ro = So . 25,3 / T 3 Dies ist also der Wert welcher auf der Ordinate der Grafik bei der jeweils richtigen Periode "T" aufzutragen ist. "Ro" wird nur linear mit der Amplitude
der Bewegung "So" grösser, sinkt aber mit der dritten Potenz
der Periode "T". |